Das Mausoleum in Waldhaus
von Christian Wonitzki
Zwischen 1878 und 1883 entstand nach Plänen des Landbaumeisters Edmund Oberländer das Mausoleum in Waldhaus. Fürst Heinrich XXII. Reuß älterer Linie wollte in der von ihm geliebten Waldregion eine Begräbnisstätte für sich und seine Familie schaffen.
Diese Gruftkapelle im gotischen Stil mutet wie ein Kirchenbau an; in seinem Kellergeschoss eröffnet sich ein erstaunlich großer Raum zur Aufnahme der Sarkophage, einschließlich eines robusten Mechanismus zum Herablassen der Särge. Die Vorstellung Heinrich XXII. war wohl, hier eine fürstliche Begräbnisstätte für lange Zeiträume zu erschaffen. Dass wenige Jahrzehnte später die Ära der Reußen als Regierende ihres Fürstentums endete lag gewiss außerhalb seiner Gedankenwelt.
Die erste Beisetzung - der früh verstorbenen Gattin Heinrich XXII. Prinzessin von Schaumburg-Lippe - fand bereits 1891 statt. Als Fürst Heinrich XXII. 1902 sechsundfünfzigjährig verstarb wurde er neben seiner Gemahlin bestattet. Die dritte und letzte Bestattung fand 1927 statt, der Verstorbene war Fürst Heinrich XXIV., der letzte, nicht regierungsfähige männliche Sproß des Fürstenhauses Reuss ä.L.
In der DDR-Zeit verfiel die Kapelle, Plünderungen und Vandalismus setzten dem Bauwerk zu. U. a. gingen die wertvollen Bleiverglasungen der Fenster verloren. 1969 wurden die sterblichen Überreste der drei Verstorbenen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entfernt. Man zerschlug die Zinksärge und verwertete sie als „Sekundärrohstoffe“, die darin befindlichen Holzsärge mit den Toten wurden eingeäschert und die Urnen auf dem Greizer Neuen Friedhof anonym beigesetzt. Erst 1997 wurden sie geborgen und fanden einen würdigen Platz in der Stadtkirche St. Marien. Um diese Zeit wurde auch die umfassende Sanierung des Bauwerks abgeschlossen.
Heute steht dieses schöne und wertvolle gründerzeitliche Sakralgebäude zu bestimmten Terminen Besuchern zur Besichtigung offen. Und seit wenigen Monaten prägen zwei prächtige Zinksärge das Ambiente des Mausoleumkellers. Sie stammen aus einer geräumten Grabanlage des Greizer Friedhofs und vermitteln einen Eindruck von der Bestattungskultur um 1900. Zweifellos wird damit der Erlebniswert des Mausoleums aufgewertet.
Die damalige Gestaltung der Grünanlage um das Gebäude verdanken wir übrigens Parkdirektor Rudolph Reinecken.